Veranstaltung "E-Mobilität"

Kfz- und Elektro-Innung im Schulterschluss

Das Thema E-Mobilität wollen die beiden Gewerke gemeinsam stemmen

(v.l.) Kfz-Techniker-Meister Alexander Gurski, Obermeister Rainer Biedermann, Monika Schaffner, Obermeisterin der Innung für Elektro- und Informationstechnik Schwäbisch Hall-Crailsheim, und Diplom-Ingenieur Steffen Häusler stehen für den Schulterschluss der beiden Gewerke

Zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltung luden die Innung für Elektro- und Informationstechnik Schwäbisch Hall-Crailsheim und die Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Hohenlohe-Franken ein. Die Innungsmitglieder erschienen zahlreich, da das Thema E-Mobilität beide Gewerke aktuell beschäftigt. Obermeister Rainer Biedermann eröffnete die Veranstaltung. „Nach anfänglich trägem Start hat der, von der Politik gewollte, Anteil der E-angetriebenen Autos Fahrt aufgenommen“, erklärte der Obermeister. Er selbst sei der Meinung, dass man eine vernünftige und zukunftsfähige Technologieoffenheit an den Tag legen solle, bei der auch Gas, E-Fuls und Wasserstoff einbezogen werden. Für die E-Mobilität sei, gerade in ländlich strukturierten Gebieten, die Ladeinfrastruktur (LIS) entscheidend. Derzeit befindet sich 60 Prozent der LIS in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Bis ein europaweit flächendeckendes Ladenetz aufgebaut ist müsse noch viel Arbeit geleistet werden. Das Kfz-Gewerbe könne Autos mit E-Antrieb verkaufen, warten und fachkundig instandsetzen, erklärte Rainer Biedermann. Doch mitentscheidend sei die Ladeinfrastruktur, die nun mal an der Steckdose beginnt. Aus diesem Grund suche man den Schulterschluss mit dem E-Handwerk und setze verstärkt auf Zusammenarbeit, so Rainer Biedermann. 


Als Referenten waren Kfz-Techniker-Meister Alexander Gurski und Diplom-Ingenieur Steffen Häusler, Technischer Berater beim Verband Elektro- und Informationstechnik, geladen. Alexander Gurski rief die Kfz-Betriebe auf, sich der politisch gewollten Transformation, weg vom Verbrenner, hin zum E-Antrieb, zu stellen, auch wenn noch viele Fragen offen sind. Derzeit liegen die Neuzulassungen von E-Fahrzeugen bei 15 Prozent, die von Hybrid-Fahrzeugen bei 30 Prozent. Politisches Ziel ist es eine Million E-Fahrzeuge im Jahr 2030 in Baden-Württemberg zu haben, bundesweit sollen es 15 Millionen werden. „Die E-Mobilität birgt für die Kfz- und Elektro-Betriebe Chancen, neue Geschäftsfelder zu generieren“, unterstrich Alexander Gurski. So empfehlen beide Innungen ihren Mitgliedern, dass diejenigen, die sich im Bereich E-Mobilität weitergebildet haben und in diesem Leistungen anbieten, sich mit räumlich nahen Betrieben des anderen Gewerks auszutauschen und potentiellen Kunden den jeweiligen Betrieb empfehlen. Wenn also ein Interessent für ein E-Fahrzeug sich dabei auch für die Lademöglichkeiten interessiert, kann der entsprechende Elektro-Betrieb als Beratungspartner vom Autohaus empfohlen werden. Und wenn ein Kunde eines Elektro-Betriebes sich für E-Mobilität interessiert, empfiehlt der Betrieb den entsprechenden Kfz-Betrieb als Gesprächspartner. Damit werde sichergestellt, dass zwei kompetente Beratungspartner dem Kunden gegenüberstehen und fachkundige Lösungen anbieten können. Derzeit sind in Baden-Württemberg 151 Elektrofachbetriebe in Sachen E-Mobilität geschult und zertifiziert. Diese präsentieren sich auf der Plattform des Fachverband Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg unter www.fv-eit-bw.de. Seitens der Kfz-Betriebe gibt es ebenfalls umfängliche Informationen rund um das Thema E-Mobilität unter www.kfzgewerbe.de.

Fast jeder Hersteller von E-Fahrzeugen hat eigene Ladeanschlüsse und viele geben den Käufern auch eine Wallbox mit. Die fachkundige Installation sollte ein zertifizierter Elektrofachbetrieb übernehmen bzw. muss das bei größeren Ladeeinheiten, für zeitgleich mehrere Fahrzeuge, ohnehin vom Fachbetrieb ausgeführt werden. Das Betreiben einer Wallbox sollte in jedem Fall dem Netzbetreiber gemeldet werden, damit diese die Netzkapazität und den daraus resultierenden Bedarf dokumentieren und kalkulieren kann. Ab 12 KW ist die Meldung ohnehin verpflichtend. „Haushaltssteckdosen sind für das Laden von E-Fahrzeugen nicht geeignet“, warnte die Obermeisterin der Innung für Elektro- und Informationstechnik Schwäbisch Hall-Crailsheim, Monika Schaffner. Technisch kann das zwar gemacht werden, der erhöhte Strombedarf während der Ladung kann allerdings brandgefährlich sein, warnte sie. Es verlangsame nicht nur die Ladedauer extrem, sondern „irgendwann brutzelt’s halt dann“, so Monika Schaffner. 


Heiß diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung wie die Forderungen der Politik erfüllt werden können. Derzeit fehlt die nötige Infrastruktur, bestätigten auch die anwesenden Vertreter der Netzbetreiber. Man arbeite an deren Ausbau, wisse aber teilweise, mangels Meldungen, nicht mal, was wo benötigt wird. Seitens der Innungen und Verbände war man sich einig, dass die Ziele der Politik nur erreicht werden können, wenn intelligente und zukunftsorientierte Lösungen anvisiert werden. Darunter die Koppelung einer Photovoltaik-Anlage mit einem Pufferspeicher und der Ladestation des E-Mobils. Referent Steffen Häusler skizzierte solche Modelle und erklärte, man müsse ein Gebäude als System betrachten und es entsprechend vernetzen. Elektro-Betriebe stehen hier vor vielfältigen Aufgaben wie die Gesamtbetrachtung des Gebäudes, die Bedarfserfassung, die Installation von Ladestationen, dem Anbieten eines technischen Entstörungsdienstes sowie Wartungsverträgen für die Anlagen. Bei alten Häusern geht dem Schritt in die Zukunft meist eine umfängliche Modernisierung voraus, da die bisherigen Kapazitäten nicht ausreichen. Zukunftsorientiert, so Steffen Häusler, ist auch das bidirektionäre Laden, was bedeutet, dass das E-Fahrzeug selbst als Stromspeicher fungiert. Der dort, durch die PV-Anlage eingespeiste, gespeicherte Strom kann bei Bedarf problemlos wieder in das Hausstromnetz oder das Netz des Stromversorgers eingespeist werden. Bei Eigennutzung des Stroms aus dem Auto, dem „virtuellen Kraftwerk“, ist das heute schon möglich, die Netzeinspeisung ist allerdings abrechnungstechnisch und regulatorisch noch nicht gelöst und daher derzeit nicht umsetzbar. Die Kombination PV-Anlage-Speicher-Wallbox soll, so Steffen Häusler, künftig wieder gefördert werden. 


Rainer Biedermann resümierte: „Derzeit steht noch Wunschvorstellung contra Realität beim Thema E-Mobilität. Der Bestand ist einfach ganz anderes als für die Ladeinfrastruktur benötigt würde, wenn die politischen Ziele im gesteckten Zeitrahmen erreicht werden sollen.“
 

(v.l.) Als Referenten traten Kfz-Techniker-Meister Alexander Gurski und Diplom-Ingenieur Steffen Häusler, Technischer Berater beim Verband Elektro- und Informationstechnik, in Aktion