Innungs Versammlung 2023

Innungsversammlung der Innung des Kfz-Gewerbes Hohenlohe-Franken am 25.05.2023 in Weikersheim Lauden

Rainer Biedermann (Obermeister d. Kfz-Innung), Detlef Peter Grün

Die Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Hohenlohe-Franken befasst sich mit E-Mobilität und jugendgerechter Nachwuchswerbung

Die Frühjahrsversammlung der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Hohenlohe-Franken fand in der Vereinshalle des AMC-Laudenbach statt. In seinem Bericht ging Obermeister Rainer Biedermann, der sich seit 1997 im Ehrenamt für seine Innung engagiert, auf Themen ein, die die Branche beschäftigen. Das Wort „Transformation“ gefalle ihm dabei nicht, Fakt ist jedoch, dass sich das Kfz-Gewerbe in einem Veränderungsprozess befindet. Die Politik gibt den Rahmen für die fortschreitende E-Mobilisierung vor und die Automobilhersteller beschreiten diesen Weg. Bei der Beantwortung der vielen Kundenfragen zu diesem Thema ist entscheidend, so der Obermeister, dass die Händler eine Brücke zur hauseigenen Ladeinfrastruktur beim Kunden zu schlagen. Um hier optimale Angebote machen zu können, kooperieren die Kfz-Betriebe mit den E-Handwerk. 
Laut einer Studie des Fraunhofer IAO und dem Institut für Automobilwirtschaft erwartet die Branche einen Beschäftigungsrückgang bis im Jahr 2030 um 18 Prozent und bis 2040 um 29 Prozent. Die Gründe dafür liegen in der Digitalisierung der Fahrzeuge mit rasanter Entwicklung der Fahrassistenzsysteme, einer völlig neuen IT-Infrastruktur und der damit notwendigen Digitalisierung der Geschäftsprozesse in Autohäusern und Werkstätten, der Elektrifizierung der Antriebssysteme sowie dem Agenturmodell der Hersteller. Betroffen sein werden bis 2030 die herstellergebundenen Betriebe, bis 2040 auch die freien Werkstätten und Autohäuser. Betriebe, die den Wandel aktiv für sich gestalten hätten aber gute Chancen, so Rainer Biedermann, zu den Erfolgreichen zu gehören. 
Besonders belastet die Betriebe aktuell die Umsetzung des QM-Systems, die viel Aufwand und Bürokratie nach sich zieht. Unmut darüber sei zwar verständlich, so Rainer Biedermann, aber „wir alle sind nur Erfüllungsgehilfen der Gesetzgebung“. 
Bezüglich der Aktualisierung der Berufsbilder wurde die Versammlung darüber informiert, dass noch keine Einigkeit erzielt worden ist. Man hoffe auf rasche Einigung mit allen involvierten Kreisen und damit die Möglichkeit, die Berufsbilder den modernen Gegebenheiten anpassen zu können.
Die von Geschäftsführerin Angelika Gold vorgetragene Jahresrechnung 2022, sowie der vorgelegte Haushaltsplan für das Geschäftsjahr 2023 stimmte die Versammlung geschlossen zu. Auch die vorgeschlagene Erhöhung der Prüferentschädigung, sowie die neu angesetzte Kilometerpauschale wurde einstimmig beschlossen. 
Das seit vielen Jahren drängende Thema der Nachwuchsgewinnung hat die Innung lange auf konventionellem Wege versucht zu lösen. Doch Anzeigen in Zeitungen und Azubi-Messen haben nicht mehr die Wirkung wie zuvor. Die neuen Medien sind jugendorientiert und erlauben eine direkte Ansprache von potenziellen Auszubildenden und möglichen Fachkräften. Zusammen mit der Werbeagentur Via Studios und deren Partner Niro Media wurde eine Kampagne mit verschiedenen Kurzvideos und Bewerbungsapps kreiert, die in den sozialen Medien veröffentlicht wurden. Marcel Rost, Niro Media, und Michael Müller, Via Studios, präsentierten den Versammlungsteilnehmern die Kampagne und zeigten auf, wie viele „Klicks“ jeweils dahinterstecken, wie viele Bewerber sich gemeldet haben und wie viele Personen davon eingestellt werden konnten. Abschließend wurden die Innungsmitglieder gefragt, wie viele bereits auf Instagram der Kfz-Innung und ihrer Kampagne folgen. „Wer’s noch nicht tut, bitte folgen“, lautete der Schlusssatz.
Ehrengast des Abends war Detlef Peter Grün, der neue Vizepräsident und Bundesinnungsmeister, der sich den Mitgliedern vorstellte. Er nahm, soweit es in der Kürze des Vortrags möglich war, zur Frage „Wohin steuert das Kfz-Gewerbe“ Stellung. Was sich in E-Bereich noch alles tun wird, skizzierte er mit Weitblick. Durch Tele Aid bzw. Telematik stehen die Systeme direkt mit dem Hersteller und dieser direkt mit dem Fahrzeughalter bzw. dem Fahrer in Kontakt. Android und Google sind damit ständige Begleiter. Die Elektrifizierung des Antriebsstranges, die Digitalisierung, die Fahrzeugassistenzsysteme sind politisch gewollt und „wenn wir uns dem E-Markt verschließen, werden wir abgehängt“, so der Bundesinnungsmeister. Beim Thema Cybersecurity fordert er, dass die Werkstätten nicht diskriminiert werden, sondern Zugang zu den Fahrzeugdaten erhalten. Derzeit sieht es danach aus, dass ab 30. Juli 2023 kein Zugriff auf diebstahl- und sicherheitsrelevante Fahrzeug-OBD-Funktionen sowie Reparatur- und Wartungsinformationen (RMI) in den Fahrzeugherstellerportalen und über die Hersteller-Diagnosegeräte mehr möglich ist. 
Die Kfz-Betriebe werden immer weniger, aber die Arbeit immer mehr. Schuld daran ist, dass viele Betriebe keinen Nachfolger haben sowie erschwerte Bedingungen bei der Vergabe von Krediten. „Start Up-Träume werden unterstützt, aber Handwerker nicht“, kritisierte Detlef Peter Grün. Auch die Frage, warum die Meisterschule etwas kostet, das Studium jedoch nicht, beschäftigt weiterhin das Gewerk. 
Zur Zukunft des Kfz-Gewerbes meinte der Bundesinnungsmeister, dass kleinstrukturierte Betriebe in der Region durchaus Chancen aufs Weiterbestehen haben, allerdings müssten sie sich spezialisieren. Es gäbe genug Nischen, in denen sich Spezialisten profilieren können. „Unser Job bleibt der gleiche, nur die Themen werden sich ändern“.
Grundsätzlich sieht Detlef Peter Grün die E-Mobilität nicht negativ, nur bei Nutzfahrzeugen ist er sich sicher, dass sie nicht praktikabel sein wird. Er wünsche sich Technologieoffenheit, nur leider sieht die deutsche Politik das nicht so.  Politisch werde einseitig auf Elektromobilität gesetzt, die in Deutschland nicht entsprechend ausgereift ist und für die die Infrastruktur noch nicht geschaffen ist: „Asien ist in Sachen E-Fahrzeuge deutlich besser als Europa und unsere Verbrenner-Gebrauchtwagen gehen nach Afrika“.

Den Weg zum zertifizierten, klimaneutralen Autohaus schilderte Thomas Härterich von der Koch-Gruppe. Obwohl das Auto in Deutschland nur 18,2 Prozent des CO2-Ausstoßes verursacht, würden die Kunden in Sachen Klimaschutz immer sensibler. Außerdem sollte man, so Thomas Härterich,  ein Beispiel geben, vor allem die Industrieländer müssten in Bezug auf Klimaschutz und Reduzierung der Erderwärmung eine Vorreiterrolle spielen. Der ESG-Scor fließt ins Bankenrating ein, erläuterte er, und wird nur entsprechend gewertet, wenn der Betrieb entsprechende Zertifikate vorweisen kann. Kompensation kann geleistet werden, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Im Fall der Koch-Gruppe wurden Job-Räder angeschafft, wird in Photovoltaik investiert und es wurden Windräder gebaut.
Thomas Härterich ist Klimaschutz ein persönliches Anliegen, das er mit der Firma „Fokus Zukunft“ realisieren konnte. So weit bekannt ist, ist die Koch-Gruppe die einzige KFZ-Firma, die sich klimaneutral nennen darf. Die  Ziele im Hause Koch verfolgt man konsequent weiter und arbeitet an Papiervermeidung, der Umrüstung auf LED-Lampen und nützt, statt 380 Rechnern, Zugangsterminals (NUC) über die auf die ausgelagerte Rechnerleistung zugegriffen werden kann.
Ein wichtiger Punkt  für eine bessere Umwelt, und einhergehend eine Verringerung des CO2-Ausstoßes, ist, nach Ansicht von Thomas Härterich, nicht die Abschaffung der Fahrzeuge, sondern der schnelle Ausstieg aus fossiler Energie. Bei einem momentanen Bestand von 48,5 Millionen Pkws in Deutschland sei es unabdingbar, dass man sich mit dem Thema CO2-neutral hergestelltem synthetischem Kraftstoff beschäftigt, denn es wird noch viele Jahre dauern, bis diese Fahrzeuge vom Markt verschwinden, da selbst bei einem Anteil von 100% Elektrofahrzeuge lediglich 3 Mio. Fahrzeuge pro Jahr ersetzt werden können.
 

Ehrungen

von links: Ulrich Stein (Kreishandwerksmeister), Rainer Biedermann (Obermeister d. Kfz-Innung), Siegfried Göker, Klaus Bauer und Thomas Härterich

Seit Jahrzehnten im Ehrenamt

Den Rahmen ihrer Frühjahrsversammlung nutzte die Innung des Kfz-Gewerbes Hohenlohe-Franken, um verdiente Ehrenamtsträger zu ehren. Rainer Biedermann war von 1997 bis 2000 stellvertretender Obermeister der Innung und ist seither Obermeister. Klaus Bauer ist seit 1997 als Vorstands-mitglied und von 2005 bis heute als Öffentlichkeits-beauftragter tätig. Siegfried Göker ist seit 1997 im Vorstand der Innung und seit dem Jahr 2000 stellvertretender Obermeister. Thomas Härterich ist seit 32 Jahren Rechnungsprüfer der Innung. Ihnen allen galt der Dank der Mitglieder und die Ehrung für ihr selbstloses Engagement für die Handwerksorganisation und ihre Mitgliedsbetriebe.

Verabschiedung von Ralf Neumann

Ralf Neumann, Rainer Biedermann (Obermeister d. Kfz-Innung),

Als besonders verdienter Ehrenamtsträger wurde Ralf Neumann im Rahmen der Frühjahrsversammlung der Innung für das Kfz-Gewerbe in Hohenlohe-Franken verabschiedet. Er war 35 Jahre lang Gesellenbeisitzer im Prüfungsausschuss Schwäbisch Hall.  Von 1997 bis 2007 fungierte er als Vorsitzender des Gesellenversammlung. Im Jahr 2014 erhielt Ralf Neumann die Auszeichnung als verdienter Prüfer im Zuge der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft. Im Jahr 2021 feierte er sein 40jähriges Arbeitsjubiläum bei der Firma Koch.